
Juso fordert Ende für das «Fenster zum Sonntag»
Gegen christliche Propaganda
Die Juso kritisieren das "Fenster zum Sonntag" scharf und fordern die Einstellung der Sendung bei SRF. Hintergrund ist, dass hinter dem wöchentlichen Magazin christliche Organisationen wie die Evangelische Allianz und Freikirchen stehen.
von Redaktion | 1. August 2023
Juso-Präsident Nicola Siegrist stört sich daran, dass SRF diesen religiösen Gruppierungen eine Plattform bietet. Wörtlich sagt er: “Ich finde es befremdlich, dass SRF privaten christlichen Produktionsfirmen eine Plattform bietet. Religiöse Propagandasendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gehören abgeschafft, vor allem wenn Freikirchen dahinter stehen und fragwürdige Geschichten über göttliche Zeichen erzählen”.
Der Zeitpunkt der Kritik ist nicht zufällig gewählt. Im Januar 2024 läuft der aktuelle Vertrag für die Produktion des “Fensters zum Sonntag” aus. Produziert wird die Sendung von den privaten Unternehmen Alphavision und ERF Medien. Letztere feierte in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen und versteht sich als überkonfessionelles Medienunternehmen.
Auch der Sektenexperte Hugo Stamm hat sich bereits kritisch geäussert und das Format als “reine Missionsaktion christlicher Eiferer” bezeichnet.
Die Finanzierung erfolgt über Spenden, Legate und Sponsoring. Das Budget beträgt nach Angaben von Alphavision rund 2,8 Millionen Franken pro Jahr. Thematisch werden oft schwierige Themen wie häusliche Gewalt oder der Tod von Kindern aufgegriffen. Moderatorin Aline Baumann betont, dass es ihr um eine moderne Sicht des Glaubens und nicht um Religion an sich gehe.
Trotz dieser Argumente bleibt die Juso bei ihrer grundsätzlichen Ablehnung. Sie sieht keinen Platz für das “Fenster zum Sonntag” im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und wird sich mit Nachdruck für eine Einstellung der Sendung einsetzen.
Bemerkenswert an der Initiative der Juso ist, dass sie nicht von den Schweizer Freidenkern ausgeht. Diese säkulare Organisation setzt sich eigentlich für eine strikte Trennung von Kirche und Staat ein. Insofern ist es erstaunlich, dass nicht die Freidenker die Abschaffung des “Sonntagsfensters” fordern.
Offenbar sehen die Freidenker hier keinen akuten Handlungsbedarf. Möglicherweise sind sie der Ansicht, dass das “Fenster zum Sonntag” keine staatliche Initiative ist und daher toleriert werden kann. Jedenfalls kommen die Freidenker mit ihrer Zurückhaltung in dieser Frage ihrer eigentlichen Aufgabe als Kontrollinstanz in Sachen Laizität nicht nach. Sie lassen es zu, dass im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine religiöse Propagandasendung ausgestrahlt wird, ohne dies kritisch zu hinterfragen.
Anders die katholische Kirche, die sich ebenfalls zu Wort gemeldet hat:
Laut Simon Spengler, Kommunikationschef der Katholischen Kirche Zürich, sind zwar Religionssendungen grundsätzlich legitim, da Religion viele Menschen betrifft und Teil der Kultur ist. Doch müsse bei den Inhalten Ausgewogenheit zwischen den Religionen herrschen und eine redaktionelle Kontrolle durch SRF stattfinden. Dies sei auf der Webseite des «Fensters zum Sonntag» nicht gegeben, wo fälschlicherweise angegeben werde, das «Fenster» sei ein Projekt der Landeskirchen. Tatsächlich seien aber nur Freikirchen und die Evangelische Allianz beteiligt, so Spengler gegenüber dem «Kleinreport», einem Mediendienst der Schweizer Kommunikationsbranche. Offenbar verspreche man sich von der Nennung der Landeskirchen mehr Reichweite. Immerhin gehörten 59 Prozent der Schweizer Bevölkerung einer Landeskirche an. Es gebe zwar personelle Überschneidungen, doch rechtfertige das keine offizielle Beteiligung der Landeskirchen.
Neben SRF beschäftigten sich laut Spengler auch Privatsender im Raum Zürich mit Religion. Für die Kirche seien diese mindestens so relevant wie SRF. Mit den Privaten arbeite man gerne zusammen, müsse dafür aber bezahlen.