
Kriegspropaganda
Unabhängiger Kyiv Independent?
Es ist Krieg. Und während die Geschosse fliegen, explodieren auch die Mythen und Halbwahrheiten in den sozialen Netzwerken. Einer der lautesten und einflussreichsten Sänger dieser Melodie ist der «Kyiv Independent», ein Medium, das Evan Reif in einem Artikel in der 1949 gegründeten "Monthly Review" und im «CovertAction Magazine» unter die Lupe genommen hat.
von Redaktion | 19. Juli 2023
Die Nachrichtenflut des «Kyiv Independent» über unbestätigte und oft phantastische pro-ukrainische Propaganda und unglaubwürdige Geschichten über russische Gräueltaten scheint endlos zu sein. Und das, obwohl der «Kyiv Independent» nur selten Beweise für seine Behauptungen liefert. Trotzdem hat er es geschafft, von einigen Tausend Followern vor dem Krieg auf mehrere Millionen zu wachsen. Die Gründe? Eine solide Finanzierung und grosszügige Unterstützung durch grosse Medienhäuser wie CNN und Fox News. Das ukrainische Medium ist gut finanziert und gut geführt. Es kann sehr schnell grosse Mengen an englischsprachigen Inhalten in guter Qualität produzieren und tut dies auch.
Als Beispiel für die Vermischung von Wahrheit und Lüge nennt Reif einen Tweet des «Kyiv Independent». Darin war von einem Angriff auf ein Lagerhaus die Rede. Tatsächlich wurde das Lagerhaus getroffen, das Rote Kreuz bestätigte das. Aber es gab keine Beweise, dass die Russen dahintersteckten. Die «Information» kam vom Azov-Bataillon.
Es ist wichtig zu verstehen, wie ein solches Propagandanetzwerk funktioniert. Die Vermischung von Wahrheit und Lüge ist im Krieg immer weit verbreitet. Die schreckliche Realität des Krieges bringt es mit sich, dass es immer viel zu berichten gibt. Angriffe und Gegenangriffe. Bomben fallen hier. Granaten dort. Tote und Brände.
Vieles davon sind wahrscheinlich präzise Informationen. Aber die schiere Menge davon, kombiniert mit all den Propagandageschichten, bezahlt oder nicht, bedeutet: «Kyiv Independent»-Berichte auf jedem Bildschirm, jeden Tag.
Aber sie zeigen nur eine Seite der Ereignisse. Weil es illegal ist, über ukrainische militärische Opfer zu berichten, sieht man nur tote Russen, brennende russische Panzer und Trümmer russischer Flugzeuge. So entsteht das Bild einer unbesiegbaren, tapferen ukrainischen Armee, die ohne eigene Verluste Russen zu Tausenden tötet. Das Blatt zeichnet das Bild einer unbesiegbaren ukrainischen Armee und gleichzeitig eines allgegenwärtigen, brutalen, aber inkompetenten russischen Gegners.
Ein interessanter Punkt, den Reif aufgreift, ist die Zielgruppe des «Kyiv Independent». Das sind nicht die Ukrainer, sondern der Westen.
Doch woher kommt die Finanzierung des «Kyiv Independent»? Ein Blick in seine Geschichte zeigt, dass er 2021 nach einer Massenkündigung der Belegschaft der «Kyiv Post» gegründet wurde. Die Finanzierung? Unter anderem von der kanadischen Regierung und dem «European Endowment for Democracy» der EU. In seinem Bericht, der sich auf eine Reihe von Originalquellen und unabhängige Recherchen stützt, zeigt Reif, dass das in der Ukraine ansässige Medium und seine Redakteure zahlreiche Verbindungen zu westlichen Regierungen und Organisationen wie dem National Endowment for Democracy (NED) und dem European Endowment for Democracy haben. Das NED wurde 1983 vom US-Kongress als halbstaatlicher Arm der amerikanischen Aussenpolitik gegründet. Diese Verbindungen legen nahe, dass der «Kyiv Independent» nicht nur eine wichtige Rolle bei der Förderung westlicher Interessen in der Ukraine spielt, sondern auch von ausländischen Geldgebern unterstützt wird.
Reif zeigt, dass auch das Team des «Kyiv Independent» eng mit westlichen Partnern verbunden ist.
So arbeitete Olga Rudenko, die Chefredakteurin der Zeitung, drei Jahre lang für ein Projekt, das vom dänischen Aussenministerium finanziert wurde. Wie sie es geschafft hat, genügend ausländische Gelder zu bekommen, um ein Team von Journalisten in verschiedenen Ländern zu unterstützen, bleibt unklar.
Jakub Parusinski, Finanzdirektor des Kyiv Independent, hat eine Vergangenheit bei McKinsey. Die fragwürdige Geschichte von McKinsey reicht von der Opioid-Krise bis zur Unterstützung von Regierungen bei der Identifizierung und Ermordung von Dissidenten.
Reifs Artikel enthüllt viele weitere Fäden, die sich durch die Verbindungen des “Kyiv Independent” ziehen, einschließlich Verbindungen zu USAID, der NATO und anderen Regierungsstellen. Er zeichnet das Bild eines Mediums, das tief in den Strukturen und Finanzen von Organisationen und Institutionen verwurzelt ist, deren Interessen weit über eine unabhängige Berichterstattung hinausgehen.
Insgesamt zeigt Reif, dass der «Kyiv Independent» trotz seiner behaupteten Unabhängigkeit von Interessengruppen gesteuert wird, die ihre eigene Agenda verfolgen. Ein kritischer Blick auf solche Medien ist unerlässlich, um Fakten von Fiktion zu unterscheiden.
Evan Reif wurde in einer kleinen Bergbaustadt im Westen South Dakotas als Sohn eines Bergarbeiters und einer Bibliothekarin geboren. Die Kämpfe seines Vaters als Gewerkschaftsorganisator und der Kampf der Gemeinde gegen die Deindustrialisierung förderten Evans tiefes Interesse an linker Politik. Dies und seine Liebe zur Geschichte machten ihn zu einem überzeugten Antifaschisten.
Quelle des Artikels von Reif: CovertAction Magazine und Monthly Review