
Universität Bern plant Neuausrichtung des Instituts für Orientalistik
Umstrukturierung als Chance
Die Universität Bern hat beschlossen, das Institut für Nahoststudien und muslimische Gesellschaften (ISNO) einer umfassenden Überprüfung zu unterziehen und neu auszurichten. Ziel ist es, die Strukturen und die Führung des Instituts zu verbessern und eine breitere wissenschaftliche Ausrichtung sowie einen effektiveren Wissenstransfer in die Gesellschaft zu ermöglichen.
von Redaktion | 1. Februar 2024
Nach einer gründlichen Überprüfung der internen Abläufe und Strukturen des ISNO hat die Universitätsleitung einen wichtigen Schritt zur Veränderung und Verbesserung unternommen. Das Institut, das sich mit dem Nahen Osten und muslimischen Gesellschaften befasst, wird nicht in seiner aktuellen Form fortgeführt. Stattdessen wird ein Prozess eingeleitet, der bis Ende Juni 2024 zu einem umfassenden Strukturbericht führen soll, um das Institut neu auszurichten.
Ein entscheidender Auslöser für diese Entscheidung war die Veröffentlichung inakzeptabler Beiträge in den sozialen Medien durch einen Dozenten des Instituts im Oktober 2023, was zu seiner sofortigen Entlassung führte. Rektor Prof. Dr. Christian Leumann betonte in diesem Zusammenhang, dass die Universität Bern jede Form von Gewalt und Diskriminierung, insbesondere religiöse Diskriminierung und Antisemitismus, entschieden verurteilt.
Die von Prof. em. Dr. Antonio Loprieno, einem renommierten Ägyptologen und ehemaligen Rektor der Universität Basel, geleitete Untersuchung beleuchtete nicht nur strukturelle, sondern auch wissenschaftstheoretische und hochschulpolitische Aspekte. Dabei wurde festgestellt, dass das ISNO international anerkannte wissenschaftliche Arbeit leistet und erfolgreich Drittmittel einwirbt. Gleichzeitig zeigte der Bericht jedoch auch eine tiefe Unzufriedenheit unter den Mitarbeitenden des Instituts und eine starke Polarisierung innerhalb des Instituts auf.
Ein spezifischer Kritikpunkt betraf die Leitung unter Prof. Dr. Serena Tolino. Es wurde ein zu informeller Führungsstil und ein Mangel an Vielfalt im Lehrplan bemängelt. Der Bericht kritisierte auch die mangelnde Fähigkeit der Institutsleitung, den Wissenstransfer in die Gesellschaft angemessen umzusetzen. Der Dekan der Phil.-hist. Fakultät, Prof. Dr. Peter J. Schneemann, räumte ein, dass bei der damaligen Neuausrichtung des Instituts zu wenig Wert auf wissenschaftliche Vielfalt gelegt wurde.
Ein weiterer Diskussionspunkt des Berichts war das Spannungsfeld zwischen Forschungsfreiheit und politischem Engagement. Laut Rektor Leumann fehlte am Institut eine klare Trennlinie zwischen wissenschaftlicher Arbeit und politischer Stellungnahme, was nun korrigiert werden soll.
Aufgrund der festgestellten Mängel wird das ISNO aufgelöst und neu strukturiert. Die Philosophisch-Historische Fakultät wird beauftragt, einen Strukturbericht zu erstellen, der eine Erweiterung des Forschungs- und Lehrgegenstandes sowie eine Überarbeitung des Curriculums beinhaltet. Prof. Dr. Serena Tolino wird wegen festgestellter Führungsdefizite abgemahnt, aber unter neuen Rahmenbedingungen wieder in ihr Amt eingesetzt.
Die Hochschulleitung betrachtet diese Maßnahmen als konsequenten Schritt, den Fachbereich neu und breiter aufzustellen. Damit verbunden ist die Hoffnung, einen Mehrwert für Lehre, Forschung und Gesellschaft zu schaffen.