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Missbrauchsskandale in der Piusbruderschaft
Eine Chronik des Leidens
Die katholische Piusbruderschaft gerät erneut wegen Missbrauchsvorwürfen in der Schweiz in die Schlagzeilen. Ein Bericht der Zeitung «Le Temps» enthüllt schockierende Zeugenaussagen ehemaliger Schüler, die von physischer, psychischer und sexueller Gewalt berichten. Die Vorwürfe werfen ein düsteres Licht auf eine Institution, die schon lange im Mittelpunkt von Skandalen steht.
von Redaktion | 23. Januar 2024
Ein Skandal erschüttert erneut die katholische Piusbruderschaft. Die Schweizer Behörden ermitteln gegen eine von Piusbrüdern geleitete Grundschule in Ecône, nachdem ein ehemaliger Schüler in der Zeitung «Le Temps» von schweren Misshandlungen während seiner Grundschulzeit berichtet hat. Er beschreibt, wie er und andere Mitschüler körperlicher und sexueller Gewalt ausgesetzt waren – eine erschütternde Kindheit, geprägt von Angst und Schmerz.
Diese Vorwürfe sind kein Einzelfall. Die Piusbruderschaft, die als Gegenbewegung zu den Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils gegründet wurde und eine traditionelle katholische Weltsicht vertritt, steht immer wieder im Zentrum von Skandalen um sexuelle Straftaten. Im Jahr 2017 wurde ein Mitglied der Bruderschaft wegen mehrfacher Vergewaltigung zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem es zuvor nur in ein Kloster versetzt worden war. Ein weiteres Mitglied erhielt im selben Jahr eine dreijährige Haftstrafe wegen sexualisierter Gewalt gegenüber minderjährigen Jungen. Erst kürzlich, im Juni 2023, verurteilte ein französisches Schwurgericht ein weiteres Mitglied zu 20 Jahren Gefängnis wegen Vergewaltigung und sexuellen Übergriffen an 27 Minderjährigen.
Der Bericht von «Le Temps» basiert auf monatelangen Recherchen in der Schweiz, Belgien und Frankreich und enthüllt eine schockierende Realität: zahlreiche Zeugenaussagen von Betroffenen, Eltern und Selbsthilfegruppen, Gerichtsverfahren gegen verurteilte Täter und interne Dokumente der Piusbruderschaft. Diese Enthüllungen werfen ein düsteres Licht auf eine Institution, die durch sektenähnliche Strukturen geprägt ist, um ihre Gläubigen zu kontrollieren.
Die Behörden des Kantons Wallis untersuchen nun angesichts dieser schockierenden Berichte, ob es in der Schule in Ecône immer noch zu ähnlichen Vorfällen kommt. Das Hauptziel ist es, die Sicherheit und das Wohlergehen der Schüler zu gewährleisten und zu prüfen, ob ähnliche Strukturen auch in anderen Einrichtungen der Piusbruderschaft existieren.
Die aktuellen Entwicklungen unterstreichen die dringende Notwendigkeit, die Aktivitäten der Piusbruderschaft genauer zu überwachen und sicherzustellen, dass solche Verbrechen nicht ungestraft bleiben und sich nicht wiederholen.